"Gelse" von Hafner-Rath HR1 / 1935 Ö

[mAtzi]

Interessanter Weise gab es in Österreich in den Anfängen der Segelfliegerei, neben den Gebrüdern Hütter, eine Reihe weiterer Versuche und Projekte von Kleinstflugzeugen!
Um nicht wieder eine Musger oder ein ähnlich bekanntes Modell zu bauen, habe ich mir für mein nächstes Projekt die "Gelse" (Österreichische Bezeichnung für "Mücke") von Hafner-Rath ausgesucht.







Das Original:
Die HR1 war ein Versuchsflugzeug, um die Flugeigenschaften kleiner und leichter gebauter Maschinen zu erproben. Ursprünglich war sie als „Ultra-Leichtflugzeug“ mit so kleinem Rumpf geplant und begonnen worden, daß der Pilot nur von unten einsteigen konnte und liegend darin Platz hatte. Diese Konstruktion stammte von Ingenieur Raoul Hafner und hätte von Ignaz Stiefsohn geflogen werden sollen.
Da aber Bedenken hinsichtlich der unbequemen Lage des Piloten, als auch der erfolgreichen Teilnahme bei Wettbewerben aufkamen, übernahm, als Hafner beruflich nach England übersiedelte, der Wiener Segelflieger Josef Rath die schon fertiggestellten Flügel und Leitwerke.
Er veränderte die Rumpfkonstruktion, so daß der Pilot beengt, aber zumindest aufrecht sitzen konnte und baute die Maschine alleine fertig.

Bei Versuchsflügen wurde eine zwar sehr hohe Eigengeschwindigkeit, aber sehr gut Gleitleistung festgestellt. Nur die Seitenruderwirkung erwies sich als zu gering, so daß dieses später vergrößert wurde. Es hat nur eine sehr kleine Dämpfungsfläche, während das Höhenruder überhaupt ungedämpft als Pendelleitwerk ausgebildet wurde.
Freitragende Rumpfmaschine mit stark verjüngte Sechskantrumpf und einem durchlaufenden, aus eine Stück bestehenden einholmige Flügel.
Der ebenfalls sehr leicht gebaute Rumpf hatte am Boden zwei „Fußlöcher“, durch welcher der Pilot beim Einstigen nicht am Rumpfboden, sondern am Erdboden stand, um die dünne Beplankung nicht durchzutreten.
(Info`s dankenswerter Weise vom Österr. Luftfahrt-Archiv, Dr. Keimel bzw. dessen Publikationen)
Spannweite 9,0 m
Länge 4,5 m
Höhe 1,2 m
Flügeltiefe 1,2m
Flügelfläche 9,0 m2
Leergewicht 50 kg, Fluggewicht rd. 110 kg

Rath flog mit der "Gelse" insgesamt 17x, bis sie 1937 zu Bruch ging!

Mein Projekt:
Maßstab 1:2,5
Spannweite 3,6

Start mit dem Seiten- und Höhenleitwerken!

[Mad Doc]

Klasse Projekt! Wird ja riesig!
Etwas vorgegriffen, wie löst Du das Problem mit dem Pilot? Baust Du selber einen?
Liebe Grüße,
Christian

[mAtzi]

Hallo Christian!

Das mit dem Pilot wird wirklich eine Herausforderung, da Meine im Maßstab 1:2,5 auf Grund der engen Platzverhältnisse nicht hinein passen (Josef Rath muß sehr schmal gewesen sein!)

Ursprünglich wollte ich die Leitwerke mit Balsabrettchen beplanken, doch dann hat mich der Ehrgeiz gepackt:
0,4 mm Fliegersperrholz wird an der Nasenkante innen angeschliffen > bei den ersten beiden Versuchen hab ich gleich ein Loch drinnen gehabt!
Selbst bei rd. 2 mm Biegeradius, reicht es, die erste, maximal die ersten beiden Schicht abzuschleifen!



Dann wird das Ganze ordentlich eingeweicht und



am Ruder selbst getrocknen (damit entspricht die Form schon dem späteren Endergebnis!)



Die Form paßt perfekt und die Teile können miteinander verleimt werden!

[Peter64]

Servus Matzi,
ich beglückwünschen dich zu dem Projekt von Hafner und Rath . Es gibt da noch einige tolle Projekte von Österreichischen Konstrukteuren zu verwirklichen.
Wir sind alle schon gespannt auf deine kommenden Bauschritte .
Liebe Grüße aus Kärnten
Peter

[mAtzi]

Ja - in Österreich gibt es noch viele interessante Projekte, die sich leider noch nie wer näher bzw. für ein Modell angeschaut hat: ich könnt schätzungsweise die nächsten 100 Jahre bauen (leider muß ich noch arbeiten und geflogen gehören die Modelle auch noch!)

Zurück zur Gelse:
Nach den Leitwerken kommt der Rumpf!
Die Spanten sind aus 3mm Pappelsperrholz (ein Tribut an den modernen Modellbau)



Längsholme und Verstrebungen aus 5x5 Kiefernleisten!



Der untere und der obere Stringer ist ein Sperrholzformteil und dient gleichzeitig als Schablone für die Rumpfform. Torsionsverstrebung ist ein Sperrholzbrettl im vorderen Rumpfbereich, das auch als Aufnahme für die Servos, Fernsteuerung, Akku und Trimmblei dient!

[mAtzi]

Vor dem Beplanken wird noch die Ruderanlenkung eingebaut:
da das Höhenruder eine Pendelleitwerk ist und der Rumpf hinten sehr schmal und niedrig ist, war nicht viel Platz für einen Ruderhebel. Ist aus einer 2mm GfK-Platte, die mittels Messinghülse gelagert ist und nach vorne den Ausschlag hat.



Dann ging es endlich ans Beplanken!
Ist eine schöne Arbeit, man sieht bald ein Ergebnis und ich machs gerne
> aus 0,4 mm Sperrholz (hatte das Original auch, aber es gibt leider keines mit 0,2 / 0,3 mm, daß dem Maßstab entsprochen hätte!)
> und nicht gebügelt! Die Flächen sind so schön gleichmäßig, daß eine Verkleben und Pressen mit Klammern ohne Probleme umsetzbar ist!







Und die Trocknungszeit kann zur Reperatur der im Sommer lädierten Modelle sinnvoll genutzt werden!

[mAtzi]

Der rohbaufertig Rumpf:




Mit den Leitwerken sieht das schön langsam wie ein Flugzeug aus!

[VincentB]

Nice building but we don't see well, please, put larger photos, 600px, thank's

[mAtzi]

Rumpf und Leitwerke wurden mit Porenfüller eingelassen
und dann hab ich die Leitwerke bespannt.
Ursprünglich wollte ich sie mit Ceconit bespannen,
da dieses aber doch um einiges schwerer ist, kommt Polyestervlies zum Einsatz!
(Danke Olli für Deine Hilfestellung, beim nächsten Segler kommt es dann zum Einsatz!)

Wie bei den anderen Bespannmaterialien, wird der Kleberand mit 1:1 verdünntem Spannlack incl. einer Raupe Uhu hart eingestrichen.



Dann das Vlies trocken aufgelegt, ausgerichtet und fixiert.
Mit der Spannlackverdünnung wird der Klebebereich angetuft.



Am nächten Tag, können dann die Rippenfelder mit dem Folienbügeleisen geglättet werden!
Dann kommen in Tagesschritten die weiteren Spannlackanstriche - immer etwas weniger verdünnt! Da das ganze doch ziemlich stinkt, hab ich mir eine ordentliche Lackiermaske gekauft: hilft wirklich!!




Parallel dazu wurde mit den Flügeln begonnen!

[mAtzi]

Der Flügelbau geht,
auf Grund der intensiven Vorarbeit am PC, schnell voran!
Fast wie beim Puzzle passen die Teile sehr gut zusammen!



Natürlich muß der erste Flügel gleich an den Rumpf angesteckt werden:



Die Beplankung erfolgt mit 0,4 mm Fliegersperrholz.
Wie bei den Leitwerken wird dort, wo die Nase ist, Innen eine Schicht abgeschliffen und dann tagelang eingeweicht.
Zum Austrocknen wird es direkt über den jeweiligen Flügelabschnitt gespannt, der vorher mit Frischhaltefolie eingewickelt wurde.



Damit die Nase, gerade im Bereich zum nächsten Abschnitt formtreu ist, hab ich mir Schablonen für die jeweilige Rippe gemacht.



Richtig eingetacktet, geht sich jeden Tag ein Abschnitt aus,
und in einer Woche ein Flügel.

[Johannes]

Hallo Matzi,
ich kann wohl nichts fachliches zu Deinem schönen und
informativen Baubericht beitragen aber möchte mal kund
tun das du schöne ausgefallende Modelle baust und diese
in einer Top-Ausfügrung

Freue mich schon auf weitere

Gruß aus dem Norden
Johannes

[mAtzi]

- aber bevor die nächsten Projekte starten, mache ich mal dieses fertig!

Hab die letzten paar schönen Stunden vorm Wintereinbruch bei uns genutzt:
schnell so weit als möglich alles weitergebaut
und dann der erste "roll-out"!






Besonders gefällt mir die Flügelgeometrie mit dem ein leicht Flügelknick:



bin gespannt wie sie fliegt!

[mAtzi]

Auch die Flügel werden mit Vlies bespannt:
Vlies auflegen, entsprechend zuschneiden, spannen und mit Klammern fixieren und mit verdünntem Spannlack heften!



Ich bin immer wieder beeindruckt, wenn aus dem Holzgerippe ein Flieger wird!







Am Schluß wird das Modell ausgewogen: mußte doch noch etwas mehr als ein halbes Kilo Blei in die Rumpfnase!
Und so sieht dann das Endergebnis aus: Herr Rath hätte seine Freude!

[Johannes]

Sieht sehr interessant aus

Weist du schon wo du mit dem Fluggewicht hin kommst ?

Gruß aus dem verregneten
Bergischen Land
Johannes

[Peter64]

Servus Matzi ,
ein großes Lob für deine saubere Baustelle .
Top Modell und super gebaut. Der Jungfernflug des Originals war 2. November 1935 am Spitzerberg.

Wäre ein Stück Österreichischer Segelfluggeschichte wenn du am Spitz deinen Erstflug starten würdest.

Kannst stolz sein auf deine Arbeit .
Viele Grüße und noch viel Spaß bei der Arbeit.
Peter

[mAtzi]

Ich muß mich vorweg entschuldigen
Arbeit und Vorweihnachtszeit forderten ihren Tribut > daher etwas verspätet dieser Bericht!

> Peter: Leider ist der Spitzerberg doch ein "Eck" weg von mir und bei der dtz. sehr unsicheren Wetterlage wurde die "näherliegende" Variante gewählt!
Aber ich habe extra darauf geschaut - daß es sich im November noch ausgeht: Erstflug mit meiner HR.1 Gelse!

83 Jahre nach dem Erstflug des Originals
war ich gerade soweit fertig und das Wetter hatte entsprechendes Einsehen, daß wir mit der Gelse fliegen konnten!



Flugbild super und auch sehr gute Flugleistung: fliegt zwar mit einer bischen höheren Geschwindigkeit (kein Termikschleicher!), läßt sich aber gut steueren!
Aber die Bilder sprechen eh für sich:






Im Landeanflug



Perfekte Landung:



(Halt eine österr. Konstruktion !
Leider war (wie auf den Fotos zu sehen) das Wetter nebelig, trüg, hie und da leichter Nieselregen, ....!
Freu mich daher auf die hoffentlich bald auch bei uns wieder kommenden schönen Tage!
(Mit Spitzerberg hab ich schon Kontakt aufgenommen, vielleicht geht sich fliegen aus, zumindest ein paar schöne Fotos am Originalschauplatz!)

[Johannes]

Glückwunsch zu diesen tollen Modell
Ein Traum so was mal am Himmel zusehen
Danke das wir am Bau teilhaben durften

Ein kleines I-Tüpfelchen fehlt aber noch - der Pilot

Liebe Grüße
Johannes

[Peter64]

Super schöne Bilder.
Gratulation zum Jungfernflug .

Viele Grüße
Peter

[mAtzi]

> Johannes!
Der Rumpf ist wirklich sehr schmal, weshalb mein 1:2,5 Pilot dtz. noch nicht hineinpaßt > ist gerade auf Diät und im Fitnessraum!!
BG

[Mad Doc]

Gratuliere herzlich! So tolle Bilder bekommt man natürlich nur mit einem tollen Modell!


Frohe Festtage,
Christian

[Johannes]

Hallo zusammen,
In der neuen Aufwind 2/2019 ist ein sehr schöner Bericht
dem Martin über die Gelse geschrieben hat

LG Johannes

[mAtzi]

- merci!
(Ich hab`s zwar leider noch nicht bekommen - Post dauert bei uns immer etwas länger! - aber Philipp hat aus meinem "Gestammel" sicher wieder einen schönen Bericht gemacht!)

[Johannes]

Hallo Martin,
hast du keine Lust nach Lauterbach zu kommen?
Du wärest auch nicht der einzige Osterreicher

LGJ

[mAtzi]

Hallo Johannes!
Kommen würde ich gerne - gehört ja noch ausgenutzt, daß heuer noch keine Autobahnmaut zu zahlen ist!
Aber dtz. leider ein Terminproblem: Am 21.6. sind wir auf der Wasserkuppe mit den Espenlaub-Modellen und am 19. - 21.7. die Segelflugmesse in Schwabmünchen > müßte ich aber bis Ostern abgeklärt haben!
(und dann brauch ich noch einen Piloten (in 1:2,5) für meine Flieger - sportlich, fesch, schlank und nicht als zu große Körpergröße!!)

Freu mich Euch alle mal zu treffen!

[Johannes]

Wäre schön wenns klappt